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Blasenentleerungsstörungen

Inkontinenz ist noch immer ein sehr tabubehaftetes Thema. Doch eine Behandlung ist möglich! Daher sollte bei Blasenentleerungsstörungen  frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden, damit die entsprechende Abklärung durchgeführt und eine individuelle Therapie eingeleitet werden kann. Dadurch kann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert werden.

Blasenentleerungsstörung: Formen und Ursachen

Bei Blasenentleerungsstörungen sind zwei Formen möglich. Zum einen können Probleme bei der Harnspeicherung auftreten. Mögliche Anzeichen sind verstärkter Harndrang, Urinverlust und gehäuftes Wasserlassen auch nachts (Harninkontinenz). Zum anderen kann die Harnentleerung gestört sein. Diese äußert sich als schwacher Harnstrahl, verzögerter Beginn des Wasserlassens und Restharngefühl. Abhängig von ihrer Ursache werden im Wesentlichen zwei Arten von Blasenentleerungsstörungen unterschieden:

Mechanische Blasenentleerungsstörung, als Ursache kommen Abflusshindernisse im Harnweg oder eine Harnröhrenverengung infrage:

  • Blasensteine
  • Karzinome bzw. Tumoren der Harnröhre, Blase oder Prostata
  • Prostatavergrößerung
  • Harnröhrenklappen
  • Harnwegsinfekte
  • Fisteln im Bereich der Harnwege
  • Folgen einer Operation an Blase oder Prostata


Neurogene Blasenentleerungsstörung, als Ursache kommt eine fehlerhafte Kontraktion der Blasenwand oder eine verzögerte Erschlaffung des Verschlussmuskels infrage.  Diese tritt als Folge von Erkrankungen des Nervensystems auf. Signale der Nerven werden fehlgeleitet und kommen nicht bei der Muskulatur an, die für die kontrollierte Blasenentleerung zuständig ist. 

  • Querschnittslähmung
  • Bandscheibenvorfall
  • Schlaganfall
  • Diabetes
  • Multiple Sklerose
  • Morbus Parkinson
  • Demenz

Therapie: Wie wird ein gestörte Harnentleerung behandelt?

Wichtig ist die Therapie der Grunderkrankung bzw. die Beseitigung möglicherweise vorhandener mechanischer Ursachen. Darüber hinaus stehen Medikamente zur Verfügung. Wenn alle diese Maßnahmen keinen Erfolg bringen, muss eventuell ein Katheter zum Ableiten des Urins gelegt werden.

Harninkontinenz: Formen und Häufigkeit

Ein unkontrollierter bzw. unwillkürlicher Harnabgang wird als Harninkontinenz bezeichnet. Dabei wird zwischen Belastungsinkontinenz (auch „Stressinkontinenz“ genannt), überaktiver Blase („Dranginkontinenz“) und Mischformen unterschieden. 

Bei mehr als der Hälfte aller Inkontinenzbetroffenen liegt eine Belastungsinkontinenz vor. Rund 20% der Betroffenen leiden an einer überaktiven Blase, der Rest zumeist an einer Mischinkontinenz. Auch in der Altersverteilung gibt es Unterschiede: Frauen unter 50 Jahren leiden häufiger an Belastungsinkontinenz, ältere Frauen eher an einer Mischinkontinenz oder einer überaktiven Blase. Bei Männern kommt es in der Altersgruppe über 65 Jahren vor allem zu Dranginkontinenz. Daneben gibt es noch sehr seltene Formen der Blasenschwäche, die z.B. mit einer Erkrankung des Nervensystems oder mit anatomischen Gegebenheiten in Zusammenhang stehen.

Belastungsinkontinenz: Anzeichen und Behandlung

Kommt es bei Anstrengungen und körperlicher Belastung (Husten, Niesen, Heben von Lasten etc.) zu unfreiwilligem Harnabgang, spricht man von einer Belastungsinkontinenz. Ursache dafür ist meist ein unzureichender Harnröhrenverschluss, bedingt durch eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur oder des Bindegewebes. Diese Schwächung tritt häufig nach Geburten oder Operationen auf, kann aber auch alters- bzw. hormonell bedingt sein. Manchmal wird sie vererbt. Zusätzlich nimmt im Laufe des Alters die Muskelzelldichte ab, sodass die Harnröhre nicht mehr ausreichend umschlossen werden kann.

Die konservativen Behandlungsmethoden der Belastungsinkontinenz haben die Stärkung des Beckenbodens durch Beckenbodentraining oder Elektrostimulation (sogenannte Beckenbodenredukation) zum Ziel. Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Übungen unter physiotherapeutischer Anleitung zu erlernen. Allerdings gibt es auch unkomplizierte Übungen, die sehr einfach durchzuführen sind.

Weitere empfehlenswerte Maßnahmen sind Blasentraining sowie Gewichtsreduktion bei Übergewicht. Falls erforderlich, können Medikamente eingesetzt werden. Bei Versagen dieser Maßnahmen besteht die Möglichkeit einer Operation. Tritt die Belastungsinkontinenz während oder nach der Menopause als Folge eines Östrogenmangels auf, kann oftmals eine örtliche Behandlung des Harn- und Genitalbereichs mit einer östrogenhaltigen Salbe oder das Einführen von Östrogen-Scheidenzäpfchen eine Besserung der Beschwerden bringen. Dabei sind Nebenwirkungen aufgrund der niedrigen Dosierung, der ausschließlich lokalen Anwendung und des speziellen Östrogens, das zum Einsatz kommt, sehr selten.

Reizblase: Anzeichen, Häufigkeit und Ursachen

Typisch für diese Form der Harninkontinenz, auch Dranginkontinenz oder im Volksmund „Reizblase“ genannt, sind starker Harndrang, häufiges Wasserlassen kleiner Portionen sowie nächtliches Harnlassen. Teilweise kommt es zu unfreiwilligem Harnverlust (Inkontinenz). Die überaktive Harnblase ist eine weitverbreitete Erkrankung. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten dieses Symptomenkomplexes. Bei den über 60-Jährigen ist jede/r fünfte Frau/ Mann betroffen.

Mögliche Ursachen können Blasensteine, Blasentumoren, Entzündungen im Harntrakt, Hormonmangel (Menopause), Alterungserscheinungen der Blasenwand, Diabetes mellitus sowie Nervenerkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer sein. Treten die typischen Symptome auf, ist eine ärztliche Untersuchung erforderlich, um die Ursache abzuklären und eventuell bestehende Grunderkrankungen zu behandeln. Bei älteren Männern ist zudem eine gutartige Vergrößerung der Prostata häufig Ursache einer überaktiven Blase.

Therapie: Wie wird eine Reizblase behandelt?

Die Behandlung der überaktiven Blase besteht aus zwei wichtigen Säulen: Verhaltensänderung und medikamentöse Therapie:

Verhaltensänderung

  • Trinkverhalten: keine Zufuhr großer Flüssigkeitsmengen, 1,5–2 Liter pro Tag sind ausreichend; diese über den Tag verteilt trinken; keine größeren abendlichen Trinkmengen
  • Blasentraining: Führen eines  Blasentagebuchs, d.h. 48 Stunden lang sowohl tagsüber als auch nachts aufschreiben, wie häufig man zur Toilette geht, wie viel Urin abgeht, wie viel Flüssigkeit man über den Tag verteilt trinkt etc.
  • 1. Schritt: Zunächst eher kürzere Blasenentleerungsintervalle einhalten, damit es nicht zu plötzlichem, ungewolltem Harnverlust (Dranginkontinenz) kommt.
  • 2. Schritt: Die Intervalle zwischen den Toilettengängen wieder verlängern, damit die Blasenkapazität erhöht werden kann. Das heißt, nicht jedem Harndrang sofort nachgeben! Versuchen Sie, sich ein paar Minuten abzulenken und erst dann zur Toilette zu gehen.

Medikamentöse Therapie

  • Anticholinergika: Diese sorgen für eine Entspannung der Blasenmuskulatur, was den Harndrang lindert. Mögliche Nebenwirkungen bestehen in Mundtrockenheit und Verstopfung, wobei neuere Präparate eine bessere Verträglichkeit aufweisen.
  • Beta-3-Agonisten: Sie sorgen für eine Entspannung des Detrusors, das ist der Muskel in der Blasenwand, der für die Entleerung zuständig ist.
  • Lokale Östrogene können die Symptomatik ebenfalls verbessern.
  • Botulinumtoxin (Botox): Kommt bei einer überaktiven Blase, die durch eine andere medikamentöse Therapie nicht ausreichend behandelt werden kann, zum Einsatz. Die Substanz wird in die Harnblasenwand gespritzt und entspannt ebenfalls den Detrusor. Die Wirkung hält sechs bis zwölf Monate an, danach ist eine neuerliche Behandlung erforderlich.


Operative Methoden: 

  • Wird durch die bisher erwähnten Maßnahmen keine Besserung erzielt, kann eine Nervenstimulation oder eine operative Erweiterung der Blase überlegt werden: Bei der Nervenstimulation („sakrale Neuromodulation“) wird ein „Blasenschrittmacher“ eingesetzt, der für die Steuerung der Blasenfunktion sorgt. Ein Blasenersatz ist nur in sehr seltenen Fällen notwendig.

Tipps: So trainieren Sie Ihren Beckenboden!

Übung 1: Gehen Sie in Rückenlage und winkeln Sie die Beine an. Spannen Sie die Schließmuskeln an, als würden Sie den Harndrang unterdrücken. Stellen Sie sich nun vor, das Schambein Richtung Nabel zu ziehen, und halten Sie diese Spannung einige Sekunden. Heben Sie das Becken langsam Wirbel für Wirbel hoch und setzen Sie es dann langsam wieder ab. Dabei lösen Sie die Spannung.

Übung 2: Spannen Sie Ihre Schließmuskeln 10 Sekunden lang an, als würden Sie den Harndrang zurückhalten. Danach wieder lockern. Diese Übung können Sie im Stehen immer und überall unbemerkt durchführen. Am besten bauen Sie diese fünf- bis sechsmal am Tag ein. Jeweils mindestens 10 Wiederholungen.

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Quellen:
Gesundheitsratgeber „Niere, Blase, Prostata verstehen“
Herausgeber: MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH, 1070 Wien

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